Wer luxuriöse Automobile verkaufen will, braucht sie – die zahlungskräftige Klientel jenseits des Großen Teiches. Ergo nehmen die amerikanischen Wünsche oft genug Einfluss auf die Entwicklungsabteilungen europäischen Hersteller. So geschehen beim Maserati Quattroporte. Weil die an Wandlergetriebe gewöhnten US-Amerikaner mit der automatisierten Duoselect-Schaltbox nicht so recht warm wurden, bekam die italienische Fünfmeter-Limousine kurzerhand eine Sechsgang- Automatik spendiert.
Diese verfügt ebenso wie das Duoselect-Getriebe über Schaltwippen am Lenkrad, die bei der Wahl des manuellen Fahrprogramms das Einlegen der Gänge besorgen. Jenes geschieht spontan und zeitgerecht und gefällt daher auch auf der Rennstrecke. Einzig das selbsttätige Hochschalten mag nicht recht zum „Sport“ im Namen des Grantourismo passen, der übrigens seine Plattform mit dem Coupé namens Gran Turismo teilt.
Das nachhaltige, subjektiv sehr unangenehme Schieben des Viertürers auf der Bremse verdient deutlichere Kritik. Zwar hat die Bremsanlage mit ihren vier innenbelüfteten Scheiben von je 330 Millimeter Durchmesser die bis zu 270 km/h schnelle Fuhre jederzeit gut im Griff. Das Pirelli P Zero-bereifte Dickschiff kommt auch nach der zehnten Vollbremsung aus Tempo 100 noch in der Klasse angemessenen 36,4 Metern zum Stehen. Doch der dabei erforderliche hohe Pedaldruck missfällt ebenso wie die wenig gute Rückmeldung.
Pluspunkte sammelt der schicke Italiener, der auf dem Kleinen Kurs in Hockenheim auf eine Bestzeit von mit 1.19,6 Minuten kam, mit ausgeprägter Neutralität und Gutmütigkeit. Dass seine Gangart hier wie im 180 Meter langen Slalomparcours etwas behäbig herüberkommt, geht in Anbetracht der stattlichen Abmessungen in Ordnung.
Von sanftem V8-Gebrummel untermaltes Gleiten ist ohnehin eher das Ding des stimmlich aufs Beste konditionierten Italieners. Dies gilt umso mehr, als es sich auf dem ordentlich konturierten und üppig gepolsterten Gestühl auch auf langen Strecken trefflich leben lässt. Dass die Fahrwerksabstimmung des Quattroporte Sport GT mit Automatikgetriebe insgesamt harmonischer anmutet als die des Gran Turismo, passt dazu und dürfte der Luxus- Limousine nicht nur in Amerika Freunde sichern.
Das Sondermodell des Quattroporte GT S als italienische S-Klasse
Wenn auf sportliche Tugenden verwiesen werden soll, ist der Griff in die Buchstabenkiste ein probates Mittel: Die für „Race“ oder „Sport“ stehenden Lettern R und S sind anerkannte Signets der Leistungsfähigkeit. Letzteres ziert - rot hervorgehoben - aktuell auch den Namen des jüngsten, ausschließlich mit Automatikgetriebe erhältlichen Sondermodells aus Modena. Wie beim Maserati Automatik Sport GT stehen sechs Fahrstufen zur Wahl. Die Leistung blieb mit 400 PS ebenso unverändert wie das mit rund 2000 Kilogramm stattliche Gewicht. Neu ist die mit Sechskolben-Monobloc-Sätteln und 360 Millimeter großen Graugussscheiben vorn bestückte Bremsanlage. 20 Zoll messende, mit breiteren Gummis bezogene Alu-Räder und ein sportiver abgestimmtes Fahrwerk vervollständigen das Technik-Upgrade. Ästheten werden mit schmucken Carbon-Aluminium-Blenden und wertigen Alcantara-Interieurs bei Laune gehalten. Zu haben ist das Vergnügen ab 125 310 Euro.
Anja Wassertheurer bei sportauto-online.de
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